Wir widerlegen 10 populäre halbwahrheiten zu net zero und CO2-kompensation
Wissenschaftlern zufolge müssen wir unsere CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 mehr als halbieren, wenn wir eine Chance haben wollen, die Erderwärmung – wie im Pariser Klimaschutzeinkommen vereinbart – auf 1,5 °C zu begrenzen. Dies würde bedeuten, das gesamte CO2-Äquivalent der derzeitigen Emissionen von China, Indien, der EU und den USA zu eliminieren.
Um dies zu erreichen, müssen wir alle verfügbaren Mittel nutzen. Dabei müssen wir sowohl Sofortmaßnahmen ergreifen als auch langfristige Pläne für unser Ziel Net Zero Ziel entwickeln.
Die CO2-Kompensation bietet Unternehmen ein solides, sofortiges und messbares Instrument, die Verantwortung für ihren derzeitigen CO2-Fußabdruck zu übernehmen, während sie sich auf dem Weg zu Net Zero befinden. Dennoch zögern viele Unternehmen, ihren Kohlenstoffausstoß auszugleichen. Warum eigentlich? Vor allem wegen der vielen Halbwahrheiten, die zu dieser Thematik im Umlauf sind.
Wir möchten Sie an dieser Stelle gleich darauf hinweisen, dass der CO2-Ausgleich kein Allheilmittel zur Bekämpfung des Klimawandels ist. Er kann jedoch, wenn Sie ihn richtig angehen , einen wichtigen Bestandteil ihrer wirksamen Klimaschutzstrategie darstellen. Unternehmen sollten dabei eine bestimmte Schrittfolge einhalten. Dabei müssen Sie zunächst einmal den CO2-Fußabdruck Ihres Unternehmens berechnen und auch verstehen, dann Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion Ihrer Emissionen ergreifen und danach sollten Sie versuchen, Ihre unvermeidbaren Restemissionen auszugleichen.
In diesem Artikel wollen wir einige Halbwahrheiten widerlegen, die derzeit über den CO2-Ausgleich kursieren, und Ihrem Unternehmen wissenschaftlich fundierte Fakten liefern, um Sie auf dem Weg zu Net Zero zu unterstützen.
Fangen wir mit einer hartnäckigen Halbwahrheit an ...
1. CO2-kompensation wird den klimawandel nicht aufhalten
Es stimmt – der CO2-Ausgleich allein reicht nicht aus, um den Klimawandel beherrschbar zu machen. Experten auf der ganzen Welt sind sich jedoch einig darin, dass er auf unserem Weg zu Net Zero eine wesentliche Rolle spielt. Den meisten Unternehmen wird es ohne eine CO2- Kompensation nicht möglich sein, Net Zero zu erreichen, da es immer einige schwer zu eliminierende oder unvermeidbare Restemissionen geben wird.
Wir müssen den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt so schnell wie möglich vollziehen. Aber selbst im günstigsten Fall wird diese Umstellung Zeit brauchen. Während wir also an der Reduzierung unseres CO2-Ausstoßes arbeiten (was oft langfristige systemische Veränderungen zur Dekarbonisierung bestehender Geschäftsmodelle erfordert), müssen wir bereits heute etwas gegen die CO2-Emissionen tun, die wir jetzt produzieren. Die Finanzierung einer gleichwertigen, freiwilligen Emissionskompensation ist ein wirksames Mittel, um heute die Verantwortung für diesen CO2-Fußabdruck zu übernehmen, und verschafft uns zugleich Zeit, neue Verfahren und Technologien zu seiner Verringerung zu entwickeln.
Organisationen wie der WWF, SBTi, die Universität Oxford, die Vereinten Nationen und die Taskforce on Scaling Voluntary Carbon Markets sind sich einig, dass die CO2-Kompensation eine wichtige Rolle auf unserem Weg zu Net Zero spielt. Heute steht nicht mehr die Frage „Sollten Unternehmen Emissionen ausgleichen?“ im Mittelpunkt, sonders es wird diskutiert „Wie sollten Unternehmen Emissionen ausgleichen?“.
2. Es reicht, wenn wir unseren co2-fussabdruck reduzieren – CO2-kompensation brauchen wir nicht
Kurz gesagt, wir brauchen beides. Jeder hinterlässt einen CO2-Fußabdruck – ganz gleich, wie sehr wir versuchen, ihn zu verringern. Wir können uns noch so sehr bemühen, die Emissionen an der Quelle zu reduzieren – wir alle sind dafür verantwortlich, dass ein Teil des Kohlendioxids und anderer Treibhausgase in die Atmosphäre gelangt. All dies trägt zum globalen Klimawandel bei.
Nun könnten wir dies einfach ignorieren, d. h. nichts gegen die Folgen dieser unvermeidbaren Emissionen tun, die häufig all das übersteigen, was wir bisher einsparen konnten. Oder wir können sicherstellen, dass eine gleichwertige Menge an Kohlenstoff entweder an anderer Stelle gebunden oder vermieden wird – und zwar durch CO2-Kompensation. Der Ausgleich nicht reduzierbarer CO2-Emissionen ist derzeit unverzichtbar , um Klimaneutralität zu erreichen.
3. CO2-kompensation sollte nach und nach erfolgen
Unternehmen müssen die volle Verantwortung für alle Emissionen übernehmen, die sie heute und auch zukünftig produzieren. Auf dem Weg zu Net Zero muss ein Unternehmen seine CO2-Emissionen messen und offenlegen und sich ein wissenschaftlich fundiertes Ziel für die Reduzierung seines CO2-Ausstoßes setzen. Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um ihre CO2-Emissionen auf wissenschaftlich fundierte Weise zu reduzieren und die verbleibenden Emissionen, die sogenannten Restemissionen, ausgleichen. Dabei werden die einzelnen Schritte nicht nacheinander sondern gleichzeitig absolviert und die Kunst besteht darin, alle Prozesse gleichzeitig und schnell voranzutreiben und die Vorgehensweise immer wieder an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Kurz gesagt – wir stehen mit dem Rücken zur Wand, denn um den Klimawandel in den Griff zu bekommen, stehen wir unter extremem Zeitdruck. Es bleibt keine Zeit mehr, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Letztlich sind es die Emissionen von heute, die den Klimawandel von morgen verursachen. Unternehmen müssen unverzüglich handeln und die volle Verantwortung übernehmen, indem sie ihren Kohlenstoffausstoß jetzt ausgleichen.
4. CO2-kompensation bietet die lizenz, ohne schuldgefühle wie bisher weiterzumachen
Wir möchten an dieser Stelle nochmals betonen, dass Unternehmen sich einerseits Ziele für die Verringerung ihres Kohlenstoffausstoßes setzen und diese auch erreichen und andererseits auch ihre Emissionen ausgleichen müssen. Es geht hier nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch; beides muss gleichzeitig erfolgen. Die Klimakrise ist akut, und wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sie gemeinsam anzugehen.
Tatsache ist, dass Unternehmen, die ihre Emissionen kompensieren, eine freiwillige Gebühr für ihre schädlichen Emissionen zahlen, die vorraussichtlich in Zukunft noch steigen wird. Sich dessen bewusst zu werden, hilft dem gesamten Unternehmen, diese Kosten durch Emissions-Reduktionen zu senken und (was vielleicht am wichtigsten ist) Verhaltensänderungen von oben herab anzustoßen.
Untersuchungen zeigen, dass der typische offset-Kunde seinen CO2-Ausstoß vor einer CO2-Kompensation um im Durchschnitt fast 17 % seiner (direkten) Scope-1-Emissioneneinsparte , während Firmen, dieausschliesslich auf die Reduzierung ihrer Emissionen bauen , ihre Scope-1-Emissionen im selben Jahr um weniger als 5 %verringerten .
5. Unternehmen wollen nur kohlenstoffneutral werden, damit sie ihrer sozialen verantwortung gerecht werden
In den vergangenen anderthalb Jahren hat sich die Art und Weise, wie viele Unternehmen ihre Auswirkungen auf die Umwelt sehen, deutlich verändert. Ein steigendes öffentliches Bewusstsein für den Klimawandel und Veränderungen im Verbraucherverhalten haben diesen Wandel vorangetrieben. Zusammen mit dem Druck, der von Investoren und Regierungen ausgeht, hat dies zu ehrgeizigeren Zielen und Maßnahmen im Bereich Klimaschutzfinanzierung geführt. Dies ist in einem Maße erfolgt, dass Unternehmen, die sich bisher vornehmlich im Rahmen der sozialen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) mit dem Klimaschutz befasst haben, nun beginnen, ihn als geschäftskritisches Anliegen anzusehen.
Kohlenstoffneutralität bietet zahlreiche geschäftliche Vorteile – sie gestattet Unternehmen, ihre Umweltfreundlichkeit unter Beweis zu stellen, stärkt das Vertrauen ihrer Kunden in ihre Marke und verbessert die Einbindung ihrer Mitarbeiter in ihre allgemeinen Nachhaltigkeitsprogramme. Sie kann sogar Wachstumschancen für Unternehmen bieten, indem sie die Belastbarkeit von Lieferketten erhöht, das Wachstum in Schlüsselmärkten fördert und die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen erleichtert.
6. CO2-kompensation ist zu teuer
Das ist etwas, das wir nicht aus der Welt schaffen können. Ehrlich gesagt, sollte ein CO2-Ausgleich teuer sein, denn der Preis dafür sollte die wahren Kosten des Klimawandels widerspiegeln. Derzeit können Unternehmen unser Klima gratis verschmutzen. Unternehmen, die sich für einen CO2-Ausgleich entscheiden, beziffern damit einen Preis für Kohlenstoff in ihrem Unternehmen.
Die Erfassung von CO2-Emissionen in der Unternehmensbilanz lenkt die Aufmerksamkeit auf das Thema und trägt dazu bei, interne Reduktionen voranzutreiben, Investitionen in neue, kohlenstoffarme Geschäftsmodelle zu rechtfertigen und Verhaltensänderungen sichtbar zu machen.
Mit der Zeit werden sich immer mehr Unternehmen dazu entschließen, Net Zero anzustreben, und wir gehen davon aus, dass sich der Preis für CO₂-Emissionen erhöhen wird. Daher ermutigen wir Unternehmen, vorausschauend zu planen und mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der eine langfristige Kompensationsstrategie für ihr Unternehmen entwickeln kann. Dazu kann auch die Entwicklung neuer Projekte gehören, um langfristige Preisrisiken zu berücksichtigen.
7. Viele von uns arbeiten jetzt im homeoffice, daher ist unser CO2-fussabdruck recht klein
Bei der Bestimmung unseres CO2-Fußabdrucks geht es darum, weit mehr als nur Flugreisen oder das Pendeln zu berücksichtigen. Auch der digitale Fußabdruck ist ein wachsendes Problem, vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie. Wir wollen schnell streamen, E-Mails schicken, Videoanrufe machen, Daten speichern und unsere Beiträge in den sozialen Medien aktualisieren – und vergessen dabei komplett, wie energiehungrig digitale Medien wirklich sind.
Das Internet und die digitale Technologie erfordern weit mehr als nur die Energie zum Betrieb unserer Geräte. Vielmehr macht sie die Speicherung von Daten in der sogenannten „Cloud“ zu einem der schlimmsten Umweltsünder überhaupt. Die Cloud und die dazugehörigen technischen Komponenten sind alles andere als unsichtbar – sie verursachen extrem hohe Emissionen.
Der CO2-Fußabdruck unserer Geräte, des Internets und der zugehörigen Systeme ist für 3,7 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.Und auch diese Emissionen werden sich bis 2025 voraussichtlich verdoppeln.
8. Im vereinigten königreich gibt es keine reduktionsprojekte, die wir unterstützen können
Im Vereinigten Königreich gibt es viele hervorragende Projekte zur CO₂-Reduktion, die hauptsächlich auf die Schaffung, Wiederherstellung und den Erhalt einheimischer Lebensräume abzielen. Diese Projekte folgen denselben robusten Methoden sowie Kohlenstoffmessungs- und Verifizierungsverfahren, die auch international angewendet werden.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei vielen dieser Projekte viele Jahre dauert, bis sie nachweislich zu einer CO2-Reduktion führen. Daher ist eine höhere Vorfinanzierung erforderlich, die mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.
Sofern es solche Projekte gibt, können Sie verifizierte Emissionsreduktionen aus diesen Projekten erwerben. Es gilt jedoch zu bedenken, dass es aufgrund internationaler Vereinbarungen derzeit nicht möglich ist, diese zum Ausgleich Ihrer betrieblichen CO2-Emissionen zu nutzen oder um Klimaneutralität zu erlangen. Dies liegt daran, dass die britische Regierung derzeit alle im Vereinigten Königreich erzielten CO2-Reduktionen auf ihre eigenen Klimaziele anrechnet.
Internationale Regelungen legen fest, wo Kompensationsprojekte durchgeführt werden können – und das ist meist in den Entwicklungsländern. Die Unterstützung von CO2-Reduktionsprojekten in den Entwicklungsländern bietet jedoch auch mehrere Vorteile. Häufig handelt es sich dabei um eine kosteneffiziente Methode zur Verringerung der globalen CO2-Emissionen, und es werden Mittel für Projekte bereitgestellt, die soziale Auswirkungen haben, eine nachhaltige Entwicklung fördern und Gemeinschaften helfen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.
9. Meine firma ist einfach zu klein für die CO2-kompensation
Es kommt nicht auf die Größe Ihres Unternehmens an, sondern die Größe Ihres CO2-Fußabdrucks ist entscheidend.
Jedes Unternehmen kann, ungeachtet seiner Größe, einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten und darauf hinarbeiten, Net Zero zu erreichen. Der Klimawandel ist das größte Problem, mit dem unsere Welt heute konfrontiert ist, und wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, ihn beherrschbarer zu machen.
Die britische Regierung hat sich gesetzlich verpflichtet, bis 2050 im Vereinigten Königreich insgesamt Net Zero zu erreichen. Wenn wir unseren CO2-Ausstoß bis 2030 auf Net Zero reduzieren, haben wir eine bessere Chance, die Erderwärmung auf den im Pariser Abkommen festgelegten Zielwert von 1,5 °C zu begrenzen. Viele Unternehmen aller Größenordnungen haben sich verpflichtet, bis 2030 Net Zero zu erreichen, und überlegen derzeit, wie sie auch ihre Kunden und ihre Lieferkette dazu bewegen können, ihre Emissionen ebenfalls zu reduzieren.
10. Kohlenstoffneutralität ist gleichbedeutend mit net zero
Die Terminologie kann hier sehr komplex sein. Kohlenstoffneutralität bietet Unternehmen die Möglichkeit, sofort zu handeln, während sie gleichzeitig die Weichen stellen, durch entsprechende Maßnahmen ihr langfristiges Ziel Net Zero zu erreichen.
Kohlenstoffneutralität durch den Ausgleich aller Emissionen durch hochwertige, unabhängig verifizierte Projekte zur Kohlenstoffreduktion (Projekte zur Einsparung und zum Entzug von Kohlenstoff) zu erzielen, ist die einzige Möglichkeit für ein Unternehmen, die volle Verantwortung für seinen derzeitigen CO2-Fußabdruck zu übernehmen. Der Grund dafür ist, dass ein Unternehmen, das seinen heutigen CO2-Fußabdruck kompensiert, damit sofortige Kohlenstoffneutralität erreicht. Dieser Status sollte dann beibehalten werden, während das Unternehmen Maßnahmen ergreift, um seine Emissionen im Einklang mit einem wissenschaftlich fundierten Ziel so weit wie möglich auf Null zu reduzieren. Mit der Zeit verkleinert sich der CO2-Fußabdruck des Unternehmens und die zu kompensierende Menge wird geringer. Das Unternehmen erreicht Net Zero, wenn es sein wissenschaftlich fundiertes Kohlenstoffreduktionsziel erreicht hat und alle verbleibenden Emissionen durch Kohlenstoffentzugsprojekte kompensiert.
Es könnte dann sogar darauf hinarbeiten, kohlenstoffnegativ und somit noch wettbewerbsfähiger zu werden.
Wir hoffen, dass wir diese Halbwahrheiten widerlegt haben und dadurch Unternehmen aller Größenordnungen dazu motivieren können, Verantwortung für ihre Umweltauswirkungen zu übernehmen. Wir möchten Sie auffordern, uns nicht nur Ihre Unterstützung zuzusichern, sondern sofort zu handeln. Letztlich sind es die Emissionen von heute, die den Klimawandel von morgen verursachen. Daher brauchen wir Unternehmen, die bereits heute die volle Verantwortung für diese Emissionen übernehmen.
50 % Die bis 2030 erforderliche Verringerung der globalen Emissionen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°.
GESCHICHTE UND EINFLUSS
Climate Impact Partners entstand durch den Zusammenschluss zweier Marktführer auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt.
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